Handlungspädagogik
Was wir unter Handlungspädagogik verstehen, ist auf den folgenden Seiten zu lesen. Die Ideen stammen im Wesentlichen von Dr. Peter Guttenhöfer, Dr. Manfred Schulze und Dr. Tobias Hartkemeyer.
„Der Begriff „Handlungspädagogik“ wurde für die Erweiterung der Qualifikation von Pädagogen im künstlerischen, handwerklichen und landwirtschaftlichen Bereich geprägt. Das Übungsziel für Erwachsene und Kinder heißt: „Bedachte Handlungsfähigkeit“. Die Grundbedingungen sind: „moralische Phantasie für die Zukunft der Erde und daraus inspiriert authentische ortstreue Arbeitsströme.“ (Manfred Schulze, in: Menschen und Tiere lernen voneinander – erziehungskunst 03/2013, S.24).
Ein altes afrikanischen Sprichwort sagt: „Um Kinder groß zu ziehen, braucht man ein ganzes Dorf.“ Da es diese Dörfer so nicht mehr gibt, wollen wir mit dem Gemeinschaftskindergarten diese Lernmöglichkeiten wieder neu gestalten.
Wie muss ein „Lernort“ also sein, wenn er eine dem heutigen Kind gemäße Umgebung darstellen will? Novalis hat in seinem Fragment PAEDAGOGIK eine Richtung gewiesen:
„Erziehung von Kindern, wie Bildung eines Lehrlings – nicht durch directe Erziehung – sondern durch allmäliches Theilnehmen lassen an Beschäftigungen etc. der Erwachsenen.“
Die erziehenden Erwachsenen müssen beschäftigt sein! Und zwar nicht mit direkter Erziehung von Kindern, sondern mit den das Leben begründenden und gestaltenden Beschäftigungen. Das Lernen des Kindes ist in den ersten sieben Jahren vor allem durch die Nachahmung, im zweiten durch das Nachmachen geprägt. Hiermit entstehen Bilder von sinnvoll beschäftigten Erwachsenen, deren Beschäftigungen nachahmenswert sind und die auch nachgeahmt, bzw. nachgemacht werden können, weil sie sich in sichtbaren Handlungen, in konkreten, vernunftgeführten Bewegungen ausdrücken. Und das Genie des Kindes, das in dem Umkreis dieser Beschäftigungen mitlebt, besteht darin, durch die nachahmende und nachmachende Tätigkeit seine Selbsterziehung zu praktizieren. Das nennen wir Spiel.
Nachzuahmende Beschäftigungen liegen vor allem in den Bereichen von Land- und Gartenbau, Handwerk und Hauswirtschaft, also in jenen Bereichen, in denen grundlegende Werte entstehen, durch die die Basisbedürfnisse des Menschen erfüllt werden.
Gerade in diesen Bereichen aber kommt der jetzigen Menschheit schärfer und schärfer zum Bewusstsein, dass reduktionistische Weltauffassung und egoistisches Profitstreben zur Bedrohung unserer Lebensgrundlagen führen können. Das erkennen wir an den katastrophalen Auswirkungen der industrialisierten Landwirtschaft für die Böden und Landschaften, die Bienen, die Qualität der Nahrungsmittel usw., das zeigt uns die Qual unserer Nutztiere, das Sterben der Wälder.
Zerstörung der Ökosysteme und Gefahren des Klimawandels wecken uns heute auf und fordern neues Handeln. Hier schließen sich die Ideen zusammen: Die Erwachsenen wenden sich der Erde wieder zu, nehmen Abschied von Profitsteigerung und Massentierhaltung; die Achtung vor den Mitgeschöpfen, die uns zu dienen bereit sind, wird handlungsleitend. Und sie nehmen die Kinder mit! Sie schließen sie nicht weg in Kindergärten, Horten, Schulstuben, sondern sie arbeiten mit ihnen zusammen, die Kleinen spielend, die Größeren allmählich an den Beschäftigungen der Erwachsenen teilnehmend, wie Novalis geschrieben hat. Da spüren wir das Bedürfnis nach einem neuen „curriculum“; wir sehen eine neue Bewertung der Fächer nach Haupt- und Nebenfächern, da werden die weltweit heiligen Kühe Muttersprachliche Richtigkeit, Nationalliteratur und Mathematik in den gleichen Rang gestellt mit neuen Hauptfächern wie Gartenbau und Handwerken.
Kompetenzen
Ein Lernumfeld, in dem Kinder erfahren können, wie Menschen gemeinsam und aus freier Entscheidung, sinnschaffend Tätig sind und auf verantwortungsvolle und nachhaltige weise Werte erzeugen, ist aus pädagogischer Sicht besonders wertvoll.
Wir wollen den Kindern die Möglichkeiten bieten, zu entdecken wie schön es ist, das man gemeinsam etwas gestalten kann, das man gemeinsam etwas entdecken kann, das man sich gemeinsam um die Erde, die Pflanzen, die Tiere und auch umeinander kümmern kann. Durch diese Lernmöglichkeiten können diese so genannten Prä-frontalen, Exekutiven Hirnfunktionen besser entwickelt werden. Ein solches Umfeld ermöglicht es, das das Lernen Spaß macht, das man sich in andere Menschen hinein versetzt, das man Handlungen plant, das man die Folgen von Handlungen abschätzen kann, das man Impulse Kontrollieren kann und Frustrationen aushält.
Förderung der Körper und Bewegungskompetenz: Körperwahrnehmung, Körpergefühl und die Grob- und Feinmotorik entwickeln sich durch vielseitige Bewegungen wie zb. regelmäßige Spaziergänge, spielen und arbeiten im Garten, sowie handwerkliche und künstlerische Tätigkeiten. Körperliche Beweglichkeit aktiviert den Sprachentwicklungsprozess.
Förderung der Sinnes- und Wahrnehmungskompetenz: Das Kind als Sinneswesen begreifen und ihm für die Sinnespflege gesunde und naturnahe Anregungen bieten.
Förderung der Sprachkompetenz: Jahres- und festeszeitliche Geschichten, Lieder, Verse und Fingerspiele, die täglich wiederholt werden, bieten dem Kind eine sinnhaft sprechende Umgebung. Die Pflege einer warmen Beziehungsatmosphäre und die Verwendung einer bildhaften Sprache unterstützt den Spracherwerb.
Förderung der Kreativität: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ Schiller. Wir bieten dem Kind ausreichend Zeit und Raum seine Spielimpulse kreativ zu verwirklichen. Das naturnahe Spielmaterial und die Hofumgebung unterstützen die Entfaltung der Phantasie.
Förderung der Sozialkompetenz: Der Kindergarten versteht sich als Lernort, in dem die Kinder soziale Lebensregeln lernen und sich an ihnen orientieren können. Dabei bietet ihnen der strukturierte Tages- Wochen- und Jahreslauf Orientierung und Sicherheit.
Salutogenese: Wir bemühen uns Bedingungen zu schaffen, unter denen sich die Kinder leiblich, seelisch, geistig und sozial gesund entwickeln können.